Wie die Idee für die Bibelstudien-Seminare entstanden ist und welchem Zweck sie dienen sollen

 

1. Die heutige Situation in der Christenheit

 

Sehr viele Menschen sind von dem heutigen Christentum enttäuscht. Und das zu Recht. Was ist von dem bescheidenen Geist und der Liebe, die Jesus Christus ausstrahlte, heute noch geblieben? Aus der katholischen Kirche kam ein Skandal nach dem anderen an die Öffentlichkeit und es sind noch lange nicht alle Missstände bekannt gemacht und aufgearbeitet worden. Seit mehr als 20 Jahren verzeichnen die beiden großen Kirchen in Deutschland zwischen 200.000 und 500.000 Kirchenaustritte im Jahr. Auch bei den Mitarbeitern beider Kirchen wächst die Unzufriedenheit über verkrustete Strukturen und schlechte Arbeitsbedingungen. Außerdem werden die Verflechtungen der Kirchen mit der Politik und Wirtschaft zunehmend kritisiert.

  

Aber nicht nur in den großen Kirchen gab und gibt es viele Fälle von Machtmissbrauch, auch in den Kreisen der freikirchlichen Gemeinden steigt das Bewusstsein über den „geistlichen“ oder „religiösen“ Missbrauch, der auf alle privaten und persönlichen Bereiche schwerwiegende Auswirkungen haben kann. Hierunter fallen alle Methoden der subtilen psychologischen Einschüchterung oder Beeinflussung und die bewusste oder unbewusste Nutzung missbräuchlicher Gruppendynamiken (vergl. das Buch „Geistlicher Missbrauch – Auswege aus frommer Gewalt“ von Inge Tempelmann, R. Brockhaus Verlag). Bei den ausgeprägten Sekten wie z. B. den Zeugen Jehovas oder den Mormonen sind diese Dinge noch viel deutlicher erkennbar.

  

Viele christliche Gemeinden versuchen auch mittels redegewandter Prediger oder unterhaltsamer „Gottesdienste“ die Menschen an sich zu binden. Andere versuchen es durch Geselligkeitsangebote oder Vergnügungsveranstaltungen. Das alles kann aber diejenigen, die ernsthaft bemüht sind, die Botschaft Jesu in ihrem Leben umzusetzen, nicht zufrieden stellen (siehe Brief des Paulus an die Römer, Kapitel 12, Verse 1+2).

  

Was hat das alles noch mit dem Urchristentum zu tun, so wie wir es aus der Apostelgeschichte und den Briefen im Neuen Testament kennengelernt haben? Wo kann man die Kraft des ungeheuchelten Glaubens, der reinen Wahrheit und der selbstlosen Liebe bei den Christen in der heutigen Zeit noch spüren?

  

2. Ein kurzer kirchengeschichtlicher Abriss

 

Das helle Licht, welches durch solche mutigen Reformatoren wie Martin Luther, Huldrych Zwingli, Balthasar Hubmaier und andere hervorgebracht wurde, brachte die Hoffnung, dass der große Abfall, der seine stärkste Ausprägung in der katholischen Kirche während des finsteren Mittelalters fand, endlich überwunden sei. Aber es zeigte sich, dass sich die Reformatoren in wichtigen theologischen Fragen gegenseitig widersprachen und teilweise sogar bekämpften. Das konnte unmöglich schon die ganze Wahrheit sein, die zu erhalten der wahren Gemeinde Jesu verheißen wurde (Joh. 16: 13). Außerdem vermischte sich der Protestantismus wie auch zuvor die katholische Kirche relativ schnell mit Politik und weltlicher Macht, wodurch der ursprüngliche bescheidene christliche Geist und die reine Botschaft der Liebe unterdrückt wurden.

 

Dennoch kam dank der Reformation die Bibel wieder in die Hände des allgemeinen Volkes. Und durch die Erfindung des Buchdrucks und die Bibelgesellschaften, die Anfang des 19. Jahrhundert entstandenen sind, konnte jeder Mensch in der zivilisierten Welt in den Besitz einer Bibel kommen und darin studieren. Dies ermöglichte eine rasante Zunahme an biblischer Erkenntnis bei solchen Christen, denen es wichtig war, Gottes Botschaft richtig zu verstehen und sie in die Praxis umzusetzen.

 

Dies ist die Erfüllung der Prophezeiung im Buch Daniel, Kapitel 12, Vers 4:

„Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden hin und her rennen [in alle Richtungen der Welt reisen], und die Erkenntnis wird sich mehren“ (so die wörtliche Übersetzung).

 

Schließlich kam es erneut zu einer starken reformatorischen Bewegung, vor allem in dem freien Amerika, durch den Prediger William Miller. Er rief die Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi zurück ins Bewusstsein der Christen und ermutigte sie zu einem entsprechend aufrichtigen und gottesfürchtigen Lebenswandel. Obwohl diese Bewegung von den großen Kirchen offiziell verachtet wurde, gab es dennoch hunderttausende Anhänger aus vielen verschiedenen christlichen Glaubens-richtungen. William Miller studierte besonders die Prophezeiungen im Buch Daniel und forschte nach der Bedeutung der sehr genauen Zeitangaben, die dort gemacht werden. Dadurch kam er zu der Schlussfolgerung, dass Jesus im Oktober 1844 für alle Menschen sichtbar zur Erde zurückkommen und die treuen Gläubigen zu sich in den Himmel nehmen würde.

 

Als dies nicht geschah, war die Enttäuschung bei diesen zum größten Teil aufrichtigen und sehr hingegebenen Christen unermesslich groß. Viele wurden verbittert und verloren ganz ihren Glauben. Andere wollten sich nie mehr auf die Erforschung der Zeitangaben in der Bibel einlassen. Nur wenige verloren trotz großer Verzweiflung und Depression nicht den Mut und hielten daran fest, dass es eine schlüssige und harmonische Auslegung der ganzen Bibel geben muss, und forschten weiter danach.

 

Bei einzelnen Christen wie Henry Grew, George Storrs, George W. Stetson, Nelson H. Barbour und Charles T. Russell führte das gründliche Bibelstudium zu genaueren Erkenntnissen in verschiedenen Themen. Und dadurch, dass diese ernsthaften Bibelforscher voneinander Kenntnis erhielten, fügten sich die verschiedenen biblischen Wahrheiten, die sie erkannt hatten, nach und nach wie ein Puzzle zu einem harmonischen Ganzen zusammen. 30 Jahre nach der großen Enttäuschung in der „Miller-Bewegung“ bildeten sich die ersten sogenannten Bibelforscher-Kreise, die innerhalb der nächsten 40 Jahre zu der größten weltweiten christlichen Bewegung heranwuchsen, die es jemals gab und die nur mit der Ausbreitung des Christentums durch die Missionsreisen der Apostel vergleichbar ist.

 

Der führende Prediger dieser Bewegung war Charles Taze Russell (1852-1916). Er sammelte systematisch alle neuen Erkenntnisse dieser Bibelforscher und fügte sie zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen. Dieses veröffentlichte er insbesondere in seinem 1. Band der „Schriftstudien“ mit dem Titel „Der göttliche Plan der Zeitalter“. Dieses Buch erschien erstmals im Jahr 1886 und war 30 Jahre lang ein Weltbestseller. Die Predigten von Charles Russell wurden 13 Jahre lang regelmäßig jede Woche in bis zu 2.000 Zeitungen gleichzeitig veröffentlicht und ganze 1.200 verschiedene christliche Gemeinden beanspruchten ihn als ihren Pastor. (Wir möchten an dieser Stelle in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass wir uns von der Organisation der Zeugen Jehovas, die unberechtigterweise Pastor Russell als Gründer ihrer Organisation deklariert, distanzieren.)

 

Pastor Russell wies anhand der biblischen Aussagen nach, dass Jesus nicht sichtbar wiederkommen würde, da er zu einem unsichtbaren geistigen Wesen mit einer göttlichen Natur verherrlicht wurde. Jesus erschien nach seiner Auferstehung nur seinen Aposteln und engsten Nachfolgern für eine begrenzte Zeit in sichtbarer Gestalt, um sie auf diese Weise tief und gründlich von seiner Auferstehung zu überzeugen, so dass sie nach seiner endgültigen Himmelfahrt eine glaubwürdige Botschaft in die Welt hinaustragen konnten.

 

Diese größte weltweite Bewegung, die ab dem Jahr 1874 begann, deutete Pastor Russell als Zeichen dafür, dass Jesus bereits wieder in die geistige Sphäre der Erde zurückgekommen ist und die Belange der Menschheit aktiv in die Hände genommen hat. Russell untermauerte seine Überzeugung durch eine schlüssige Auslegung aller diesbezüglichen Zeitangaben in der Bibel. Der gleichzeitige Beginn der zionistischen Bewegung, die das Ziel hatte, allen Juden eine sichere Heimat in ihrem ursprünglichen Land zu geben, ist eine weitere Erfüllung biblischer Prophezeiungen, die in die Zeit der Wiederkunft Jesus fallen sollten.

 

Auf Grund seiner biblischen Chronologie sagte Pastor Russell voraus, dass im Herbst 1914 eine große, durch Kriege verursachte Katastrophe über die sogenannten „christlichen“ Nationen hereinbrechen würde. Dies erfüllte sich punktgenau durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges (siehe Die Vorhersage des 1. Weltkrieges durch die Bibelforscherbewegung).

 

Der Erste Weltkrieg offenbarte, wie unchristlich und brutal die Herrscher der sogenannten „christlichen“ Nationen trotz aller vorhergehenden Reformationen waren. Viele Menschen verwarfen deshalb den christlichen Glauben ganz. Andere aber fühlten sich darin bestärkt, den christlichen Glauben vollständig von der Politik und Wirtschaft zu trennen und sich nur auf die Pflege der inneren christlichen Tugenden zu konzentrieren: die Ausprägung eines liebevollen und bescheidenen Geistes.

 

Pastor Russell zeigte auch anhand der Bibel, dass so wie Jesus im Auftrag Gottes die Apostel dazu berief, ihm nachzufolgen, so wurden auch alle anderen wahren Nachfolger Christi von Gott dazu berufen. Und durch entsprechende leidvolle Erfahrungen, die im Prinzip denen von Jesus gleich waren, wurde ihre Treue erprobt. Die Belohnung für ihre Treue bis in den Tod war der „Siegeskranz des Lebens“, die Verherrlichung zu geistigen Wesen mit einer göttlichen Natur wie zuvor bei Jesus. Diese „himmlische Berufung“ sollte solange ergehen, „bis die Vollzahl der Nationen [Heiden] hineingekommen“ ist. (Röm. 11: 25)

 

3. Welches historische Ereignis kennzeichnet das Ende der „himmlischen Berufung“?

 

Russell konnte nachweisen, dass laut den Aussagen der Bibel diese himmlische Berufung gleichzeitig mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zu Ende gehen sollte. Seit dem befinden wir uns in der „Zeit der Bedrängnis, wie sie noch nie gewesen ist, seitdem irgendeine Nation entstand“ (Daniel 12: 1). Seit diesem größten und schrecklichsten Krieg, den die Welt bis dahin je erlebt hatte, kommt die Welt nicht mehr zur Ruhe. Der noch grausamere Zweite Weltkrieg folgte bald und es wechseln sich Hungerkatastrophen, Seuchen, Revolutionen und weitere brutale regionale und überregionale Kriege (Korea-Krieg, Vietnam-Krieg, Kalter-Krieg, Balkan-Konflikt, Golf-Krieg, usw.) gegenseitig ab, ganz abgesehen von den zunehmenden Unwettern, Überschwemmungen, Umweltkatastrophen und Finanzkrisen. Dies alles ist in völliger Übereinstimmung mit den Aussagen der Bibel über Zeit der Wiederkunft Jesu und über das Ende der „himmlischen Berufung“.

 

Parallel dazu erlebte die Welt das große Wunder der Rückkehr von Millionen Juden in ihr ursprüngliches Land und wie sie aus dieser jahrhundertelangen Wüste ein blühendes, fruchtbares und wohlhabendes Land machten. Dies zeigt deutlich, dass die Gunst Gottes zumindest teilwiese wieder zum Volk Israel zurückgekehrt ist, so wie er es ihnen verheißen hatte. Denn nachdem sie den Messias kreuzigen ließen, hatte Gott sie als sein auserwähltes Volk verstoßen. Aber nicht für immer. Dies sollte nur solange der Fall sein „bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen ist“ – bis genügend „Teilhaber der himmlischen Berufung“ unter den „Heiden“ gefunden worden sind. Inzwischen gibt es sogar viele Juden, die Jesus als den Messias anerkennen, und von den jüdischen Autoritäten wird er heute als ihr größter Prophet angesehen. In ihrer Politik gegenüber den Palästinensern und den anderen Nachbarstaaten zeigen sie jedoch nicht die Sanftmut, zu der Jesus sie schon damals ermahnt hatte, damit sie dauerhaft Erben des Landes sein könnten (Matth. 5: 5).

 

4. Wie hilft uns die Kirchengeschichte bei der Beurteilung der heutigen Zustände?

 

Wenn wir bei der Betrachtung der Zustände in den heutigen christlichen Kirchen und freikirchlichen Gemeinden berücksichtigen, dass laut den biblischen Aussagen die himmlische Berufung bereits seit fast einhundert Jahren abgeschlossen ist, dann finden wir eine schlüssige Erklärung für diese Zustände. Alle diese christlichen Organisationen und Gruppierungen gehören nicht zu Jesu wahrer Gemeinde (griechisch „Ecclesia“ = „Versammlung der Herausgewählten“), sondern es sind die von Jesus für unsere Zeit vorhergesagten „falschen Christusse und falschen Propheten“, die viele verführen würden (Matth. 24: 5+24).

 

Mit „falschen Christussen“ sind nicht einzelne Personen gemeint, die sich als Christusse ausgeben, denn niemals konnten solch verrückte Menschen große Massen verführen. Sondern so wie der wahre vollständige Christus aus dem wahren Haupt (Jesus) und dem wahren Leib (seine wahre Gemeinde) besteht (Kol. 1: 18+24), so bestehen auch die falschen Christusse aus einem falschen Haupt (Autoritäten, die selbsternannt oder von den Anhängern hochgepuscht sind) und einem falschen Leib (ihre Anhänger). Die heutigen öffentlichen Redner („Propheten“) und Evangelisten und die Pastoren („Hirten“) und Lehrer in den einzelnen christlichen Gemeinden sind falsche Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer, denn solche hat Gott nur der einen wahren Gemeinde („Ecclesia“) gegeben, zu welcher Jesus sagte: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohl gefallen, euch das [himmlische] Reich zu geben. Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Beutel, die nicht veralten, einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln, wo kein Dieb sich naht und keine Motte zerstört! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“. (Luk. 12: 32-34)

 

In seinem Brief an die Christen in Ephesus schrieb der Apostel Paulus dazu folgendes: „Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi.“ (Eph. 4: 11-12)

 

Und an die Korinther schrieb er: „Und die einen hat Gott in der Gemeinde [„Ecclesia“] eingesetzt erstens als Apostel, zweitens andere als Propheten, drittens als Lehrer …“

 

Dass es aber später anders werden wird beschrieb Paulus mit den Worten: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt.“ (2. Tim. 4: 3)

 

5. Was können wir also heute noch tun?

 

Da wir nun erkannt haben, dass die wahre Gemeinde Jesu vollendet und verherrlicht worden ist und mit ihr auch die von Gott gegebenen Lehrer von der Erde genommen wurden, auf welcher Grundlage sollten sich die gläubigen Christen heute versammeln und wie sollen sie sich biblische Erkenntnisse aneignen und sich gegenseitig erbauen?

 

Als der Apostel Paulus davon hörte, dass die Christen in Korinth einen privaten Rechtsstreit, den sie untereinander hatten, vor den ungläubigen Richtern austragen wollten, ermahnte er sie: „… wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch die Welt gerichtet wird, seid ihr dann nicht würdig, über die geringsten Dinge zu richten?“ (1. Kor. 6: 2)

 

Mit dem Wort „richten“ ist in der Bibel nicht in erster Linie ein Verurteilen gemeint, sondern eher ein „Ausrichten“ im Sinne von belehren und erbauen, d.h. die Förderung gerechter Verhaltensweisen. Nur bei einer erwiesenen Unverbesserlichkeit sollen Menschen verurteilt werden.

 

Indem Paulus bezüglich der von Gott berufenen und durch Leiden erprobten Heiligen sagt, dass sie die Welt richten, d.h. belehren und erbauen werden, sind wir dazu aufgefordert, uns von diesem wahren und verherrlichten Christus (Haupt und Leib) belehren und erbauen zu lassen.

 

Wie ist das möglich, da wir keinen direkten Kontakt zu diesen inzwischen verherrlichten Lehrern haben können? Wir können uns durch ihre Schriften belehren und erbauen lassen, also durch die Bibel und durch die Auslegungen der fähigsten Lehrer der Gemeinde Christi. Der bedeutendste unter ihnen war ohne Zweifel Pastor Russell. Er war der führende Prediger der größten christlichen Bewegung seit den Tagen der Apostel. Er sammelte systematisch alle nützlichen Erkenntnisse seiner Vorgänger und Zeitgenossen und fügte sie zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen. Diese veröffentlichte er den 6 Bänden seiner „Schriftstudien“ und in der Zeitschrift „Zions Wachtturm“. Er war der „treue und kluge Knecht, den sein Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, um ihnen die [geistige] Speise zu geben zur rechten Zeit.“ Und Jesus versprach ihm als Belohnung für seine Treue: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen.“ (Matth. 24: 45-47)

 

Pastor Russells bevorzugter Mitarbeiter und Prediger, Prof. Paul S. L. Johnson (1873-1950), ein geborener Jude, verteidigte nach dem Tod Russels dessen biblische Lehren und vertiefte sie in einigen Details. Er war der letzte öffentlichen Redner und Bibel-Lehrer, welcher das von Pastor Russell dargelegte harmonische Gesamtbild der Bibel unverfälscht lehrte und verteidigte.

 

6. Wird von uns blinder Gehorsam gegenüber diesen Lehrern gefordert?

 

Auf keinen Fall. Ganz im Gegenteil: schon der Apostel Paulus hat seine Zuhörer dazu aufgefordert, alles, was er ihnen lehrte, anhand der Heiligen Schriften (damals stand nur das Alte Testament zur Verfügung) zu prüfen. Die Christen in Beröa lobte er besonders, weil sie „täglich in den Schriften forschten, ob dies sich so verhielte.“ (Apg. 17:11) Und an die Thessalonicher schrieb er: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ (1. Thess. 5: 21)

 

Die Pastoren Russell und Johnson haben nie behauptet, dass sie unfehlbar seien oder dass ihre Schriften inspiriert seien. Im Gegenteil, sie haben sich deutlich von diesem Gedanken distanziert und ihre Leser immer wieder dazu aufgefordert, ihre Auslegungen Punkt für Punkt mit gesundem Menschenverstand anhand der Bibel und der Fakten zu prüfen.

 

Auch wenn wir nicht in der Lage sind, aus uns selbst heraus eine harmonische Auslegung der Bibel zu finden, so können wir doch eine uns vorgelegte Auslegung anhand der Bibel kritisch überprüfen. Ähnlich verhält es sich in der Naturwissenschaft: Kaum einer von uns wäre wie Isaak Newton in der Lage gewesen, das Gravitationsgesetz zu entdecken, aber wir alle können relativ leicht seine Gültigkeit nachprüfen. Und es würde nur wenigen von uns gelingen, ein mehrstimmiges harmonisches Musikstück zu komponieren. Aber die meisten von uns können sehr schnell heraushören, ob die Komposition eines Musikers harmonisch ist oder nicht.

 

Wir sollten uns also von den inspirierten Schriften der Bibel und von den Auslegungen der besten Lehrer, die Gott gegeben hat, belehren und erbauen lassen, indem wir die Auslegungen dieser Lehrer anhand der Bibel und der Fakten sorgfältig prüfen.

 

7. Wie kann man das am besten in die Praxis umsetzen?

 

Pastor Russell hat anhand der biblischen Aussagen und dank seiner jahrzehntelangen Erfahrungen mit Bibelforscher-Gruppen eine sehr erfolgreiche Methode für ein effektives und gesegnetes Bibelstudium mit mehreren Teilnehmern entwickelt. Im Folgenden nennen wir die wichtigsten Elemente dieser Methode mit den notwendigen Änderungen auf Grund der Vollendung der wahren Gemeinde Jesu:

 

Es werden kleinere oder größere voneinander unabhängige Bibelstudien-Kreise gebildet, je nach der Anzahl der interessierten Personen in der näheren Umgebung. Dann wählen alle Teilnehmer mit gleicher Stimmberechtigung einen Gesprächsführer (Moderator). Bei größeren Bibelstudien-Kreisen sollten mehrere Gesprächsführer gewählt werden, damit diese sich bei der Führung der Versammlungen abwechseln können. Die gewählten Personen sollten möglichst einstimmig oder mit sehr großer Mehrheit gewählt worden sein. Die Gesprächsführer haben die Aufgabe, für einen geordneten Ablauf der Gespräche und Diskussionen zu sorgen, und sollen darauf achten, dass beim Thema geblieben wird. Sie sollten möglichst vertraut mit der Bibel und mit den Schriften der oben erwähnten Bibel-Lehrer sein. Aus den oben dargelegten Gründen können sie sich selbst nicht als Bibel-Lehrer verstehen, und sollten auch nicht von den anderen Teilnehmern als solche angesehen werden.

 

Dann wird eine der Schriften oder Artikel der zuvor genannten Bibel-Lehrer zum gemeinsamen Lesen und Prüfen per Mehrheit ausgewählt. Wir empfehlen mit dem 1. Band der Schriftstudien von Charles Russell zu beginnen, zusammen mit den Fragen, die Paul S.L. Johnson zu jedem Hauptgedanken dieses Buches verfasst hat. In diesem Buch werden die grundlegenden und wichtigsten Themen der Bibel erläutert.

 

Zunächst wird die erste Frage zu dem Thema in dem gewählten Text vorgelesen. Dadurch werden alle Teilnehmer dazu angeregt, über eine mögliche Antwort zu dem in der Frage angesprochenen Thema nachzudenken. Dann wird der dazugehörige Text aus dem Buch im Sinne eines Erklärungsangebotes aus bester Quelle vorgelesen. Schließlich sollte ein Austausch darüber stattfinden, ob die vorgelesene Erklärung in Übereinstimmung ist mit den im vorgelesenen Text erwähnten Bibelstellen, mit der Bibel als Ganzes und mit den Fakten. Eventuelle Unklarheiten beim Verständnis des Textes müssten vorher geklärt oder ausdiskutiert werden.

 

Das Ziel ist, dass jeder Teilnehmer eigenverantwortlich zu einer gefestigten eigenen Überzeugung kommt, was die Wahrheit bezüglich des besprochenen Themas ist. Diese gefestigte Überzeugung soll die Grundlage und Triebfeder für die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis sein. Denn ein Bibelstudium ist nur dann sinnvoll und gesegnet, wenn die erarbeiteten Wahrheiten auch gelebt werden.

 

Pastor Russell empfiehlt außerdem einen intensiven Austausch der einzelnen Teilnehmer über ihre Erfahrungen mit dem Glauben im täglichen Leben. Dies soll der gegenseitigen Ermutigung und Stärkung dienen. Als Grundlage für einen solchen Erfahrungsaustausch hat er die Texte aus dem Andachtsbuch „Das tägliche himmlische Manna“ vorgeschlagen. Dies ist eine Sammlung von Bibelstellen mit Kommentaren von Pastor Russell und Pastor Johnson für jeden Tag im Jahr. Pastor Russell hat auch die Bedeutung von Gebetsgemeinschaften hervorgehoben, und selbstverständlich kann auch gemeinsam gesungen werden.

 

8. Was geschieht in unseren Bibelstudien-Seminaren?

 

In unseren Bibelstudien-Seminaren führen wir Bibelstudien nach der oben beschriebenen Methode durch. So können die Seminar-Teilnehmer diese Methode in der Praxis kennen lernen, erste Erfahrungen damit sammeln und sie mit interessierten Teilnehmern an ihrem Wohnort durchführen.

Der göttliche Plan der Zeitalter
STUDIE 1.pdf
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Fragen und Antworten
zur Existenz
Gottes.pdf
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Fragen und Antworten
zur Inspiration der
Bibel.pdf
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Die grafische Darstellung des
Planes Gottes.pdf
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Gottes Erlösungsplan
Borschüre.pdf
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